Die Macht der Sprache
Die Macht der Sprache

Die Macht der Sprache

Es ist uns oft nicht bewusst, wie kraftvoll und mächtig Sprache ist. Ohne Sprache wäre selbst unsere Natur nicht denkbar. Arten kommunizieren untereinander, aber auch innerhalb einer Art wäre das Miteinander, in Fortpflanzung und Organisation ohne Sprache nicht denkbar.

Ob man sagen kann, dass die menschliche Sprache(n) am weitesten entwickelt ist, weiß ich nicht und ich bezweifle es sogar, angesichts der Sprache von Meeressäugern. Doch lassen wir es dahingestellt sein. Wir Menschen haben nun mal unsere Sprache, die im Wesentlichen aus mehr oder weniger komplexen Wortaneinanderreihungen besteht und auch einen hohen ästhetischen Charakter erreichen kann. Doch darüber hinaus kann Sprache einerseits spaltend andererseits integrativ wirken. Es hängt immer von der Kraft und Energie ab, die hinter den gesprochenen Worten steckt. Klar aber ist, dass das alte chinesische Sprichwort stimmt:

„Zwei Dinge kann man nicht zurückholen, den abgeschossenen Pfeil und das gesprochene Wort“

Sprache als Waffe war schon immer recht beliebt und zweifellos die effektivste Waffe überhaupt. Egal welches politische System auch zugrunde liegt, alle haben erkannt, dass sie mit Sprache am zielführendsten agieren können. Die Politik auf der ganzen Welt führt es uns tagtäglich vor und nicht jeder ist in der Lage, Manipulation zu erkennen und sich ihr zu widersetzen. Global sind wir längst an dem Punkt angekommen, an dem Kriege nicht mehr mit Waffen geführt werden, sondern mit Sprache, denn Sprache kann aufhetzen, spalten, Angst verbreiten und letztlich auch töten.

Sprache ist aber auch ein Kommunikationsmittel und nicht nur eine Propagandawaffe oder die verschwurbelte Methode der Diplomaten, etwas auszudrücken, das immer noch Interpretationsspielraum lässt – siehe Abschlusserklärungen bei G20, G7 oder Klimakonferenzen.

Kommunikation ist das Herz der Sprache. Ja, ich weiß, das klingt etwas komisch, ist es aber nicht. Sprache ist ja eigentlich nur ein kulturell gewachsenes Konstrukt aus Worten und gewissen Regeln (Grammatik), wie man Wortschöpfungen am besten aneinander reiht. Wie man dieses Konstrukt aber nutzt, steht auf einem anderen Blatt. Interaktive Kommunikation unter den Menschen empfinde ich als den Kern von Sprache. Nur diese Kommunikation ist in der Lage, aus einem vergifteten Gegeneinander ein zielorientiertes Miteinander werden zu lassen. Eigentlich wäre es Aufgabe der Politik, genau dafür in einer Gesellschaft zu sorgen und Sprache als integratives Moment im Zusammenleben zu nutzen. Doch was tun sie allesamt? Sie verbreiten Angst, spielen gesellschaftliche Strömungen gegeneinander aus und stigmatisieren Menschen, die ihnen unangenehm sind und einen eigenen Kopf haben. Wir leben in einer Hochkultur der Rhetorik und dem Missbrauch von Sprache.

Das spaltende Moment in der Kommunikation unter Nutzung der Sprache, ist das große Problem. Ein Leitsatz in der Rhetorik besagt, dass es drei Phasen gibt:

1. Man hasst seinen Gegner

2. Der Gegner wird einem egal

3. Man liebt seinen Gegner, weil es einem wichtig wird, diesem Menschen den eigenen Standpunkt klar zu machen, so dass er ihn nachvollziehen kann

Phase 1 und 2 haben wir in unserer Gesellschaft tagtäglich. Es gibt die, denen alles egal ist und es gibt diejenigen, die vor lauter Hass morgens schon mit Blutdruck aufstehen. Diejenigen, denen es wichtig ist, zu verbinden, ein Miteinander bei gegenseitigem Respekt und Akzeptanz aufzubauen, die sind leider dünn gesät. Eigentlich ist die Phase 3 mit einem simplen Satz zu definieren: „Liebe ist die Lösung“. Doch wer liebt in unserer Gesellschaft schon wen? Man wird ja nur geliebt, wenn man auf der gleichen Welle schwimmt, tut man das nicht, wird man ausgegrenzt. Das ist leider in der Kita schon nicht anders und ich frage mich manchmal, ob es sich um einen genetischen Fehler in der menschlichen Konstruktion handelt. Wir reden über Rassismus, Diskriminierung und Stigmatisierung und machen daraus mal wieder ein Politikum, was zu einer künstlichen Sprache und der Umbenennung von Schnitzeln und Süßigkeiten führt. Meint wirklich jemand ernsthaft, das würde irgendwas verändern? Nur „Liebe ist die Lösung“, keine Frage, denn wenn wir den Anderen als Menschen wahrnehmen, annehmen, respektieren und damit auch lieben, dann ist es egal, ob wir ihn wie eine Süßigkeit oder ein Schnitzel bezeichnen. Wir lieben ihn und zeigen es ihm, in unserer gesprochenen Sprache und natürlich in unserer wortlosen Sprache von Mimik und Gestik.

Was wir brauchen ist eine respektvoll gepflegte Debattenkultur, die dazu führen sollte, dass wir das, was wir behaupten zu sein, auch wieder im Alltag leben, nämlich „zivilisiert“. Momentan ist die sog. zivilisierte Welt ganz weit davon weg, diesem Anspruch gerecht zu werden. Das Gegenteil von zivilisiert ist ja barbarisch. Die sog. Zivilisationen grenzen sich ab, indem sie die anderen Barbaren nennen. Jedenfalls sind diese Barbaren per Definition der alten Griechen, Menschen, die der GRIECHISCHEN Sprache gar nicht oder nur rudimentär mächtig waren. Übersetzt hieß dass dann Stotterer oder Stammler. Damals war Sprache also bereits schon ein spaltendes Element, erfunden von einer überheblichen Kultur, die meinte, der Nabel der Welt zu sein und über andere urteilen zu müssen, ja sie sogar zu diskriminieren, aufgrund ihrer mangelnden Fremdsprachenkenntnisse. Das hat sich dann weiterentwickelt und griff auf Aussehen, Weltanschauung, Religion u.v.m. über, also nichts anderes, als wir es heute beobachten. Es sind die alten sog. Hochkulturen auf die wir uns oft beziehen und unsere eigene Kultur herleiten. Wenn man sich mal genauer mit diesen Kulturen beschäftigt, also den Griechen wegen der Demokratie und den Römern wegen dem Rechtssystem, dann wundert es einen nicht, dass wir heute da stehen, wo wir stehen.

Wir haben deren Macht der Sprache übernommen, endlos viele Fremdwörter entstammen dem Lateinischen oder dem Griechischen und wir nutzen sie gerne und häufig, sind auch noch stolz auf unsere hochkulturelle Abstammung. Klar, viele dieser Fremdwörter sind harmlos und richten keinen Schaden an, aber darauf kommt es nicht an. Es geht um den Geist, der hinter allem steckt, die zerstörerische Kraft und negative Energie, welche die alten Sprachen und mit ihnen die alten Kulturen zu uns transportieren und da erkenne ich sehr wenig Zivilisiertes. Was lesen wir in der Schule, als wichtige römische Literatur??? Caesars „De bello gallico“, also die Beschreibung des gallischen Krieges und seine wahrhaft grausamen Auswüchse eines Völkermordes. Daran lernen wir die Sprache und wie man Latein übersetzt.

Migration ist doch das Thema dieser Tage und der Klimawandel sorgt dafür, dass es nicht weniger wird. Klar zum Klimawandel hab ich meine ganz eigene Meinung, vor allem wie man darauf reagieren sollte. Wie auch immer, ist er eine Tatsache und wir lösen die anstehenden Probleme nicht mit erfolglosen G20 und Glasgow Gipfeln, wo sich niemand auf nix einigen will und kann. Darüber will ich mich aber jetzt nicht auslassen. Migration ist nicht aufzuhalten und die EU hat kein Konzept dafür, mal wieder nicht. Man will sich Staaten „vorknöpfen“, die Flüchtende zurückpushen und gleichzeitig schreit man danach, dass die Außengrenzen geschützt werden müssen. Ja was denn nun???

Migration spaltet die Gesellschaft, aber warum??? Weil das Verständnis für die anderen Kulturen fehlt, man nichts über sie weiß und auch nichts wissen will. Sie sollen sich integrieren und wenn sie es nicht tun, beschimpft man sie als Parallelwelt. Sprache ist der Schlüssel und mit der Sprache kommt der Respekt, das Verständnis und dann die o.a. Liebe zu der Andersartigkeit. Alles Andersartige macht den Menschen Angst, das war schon immer und überall so, wenn sie es nicht erfassen und nicht verstehen können. Was trägt die Politik zu diesem Unverständnis bei??? Eine ganze Menge, indem sie mit dem Finger auf andere Kulturen zeigt, sie stigmatisiert und auch mal gerne einmarschiert, um westliche Werte durchzusetzen. Welche Werte sind das? Mord, Plünderung, Tod, Rassismus, Ablehnung und Stigma. Das sind die westlichen Werte, die wir, angeführt von den USA, in alle Länder tragen, die nicht so sind, wie wir es gerne hätten. Das Ganze nennt sich dann „Nationbuilding“. Wenn die Völker stark genug sind, wehren sie sich und das Nationbulding scheitert krachend, siehe Irak, Libyen oder Afghanistan. Allerdings kostet das dann hunderttausende Menschenleben, aber das ist ja einer Hochkultur wie unserer egal. Wenn also die Regierungen es schon vormachen, was erwarten wir dann von den Bürgern im alltäglichen Umgang mit „Barbaren“, die nicht mal unsere Sprache sprechen? Wir sollten uns kulturell und sprachlich denen nähern, die sowieso unweigerlich zu uns kommen. Dass sie kommen, werden wir nicht verhindern, auch nicht mit Mauern und Stacheldraht. Also: es ist z.B. nichts Falsches daran, Arabisch zu lernen, wenigstens im Ansatz, es ist eine mega tolle Sprache und Kultur, die einen auch persönlich bereichern kann. Naja und innerhalb Europas sollte man eh die gängigen Sprachen halbwegs können, denn wir sind ja Europäer und wollen die Nationalstaatlichkeit doch aufgeben, oder etwa nicht???

Sprache kann so heilsam sein und kann Toleranz und Respekt transportieren. Wir sollten lernen, uns in unserer eigenen Sprache adäquat auszudrücken, aber nicht durch Kunstsprache und verschwurbeltes Vermeiden von „verbotenen“ Wörtern, sondern indem wir unseren Worten Gefühl und Liebe mit auf den Weg geben. Wir sollten Sprachen lernen und unseren Horizont erweitern, denn das ist die Grundlage für ein harmonisches Miteinander auf diesem Planeten zur Lösung unserer Probleme.