Diminutive (Verkleinerungen)
Unter einem Diminutiv (von lat. deminuere) versteht man ein Wort, das auf die geringe Größe einer Sache, einer Person oder eines Tieres hinweist. Es dient aber auch der Verniedlichung und der Bildung von Kosenamen. Ein Diminutiv drückt Zuneigung, Sympathie oder Mitleid aus, im Deutschen manchmal auch Abwertung. Es wird durch das Anhängen einer Endung gebildet, in Deutschland in der Regel -chen und -lein, in der Schweiz sind es -li und -lein. Manchmal verselbständigt sich ein Diminutiv und wird zu einem eigenständigen Begriff, das heißt, die so gebildeten Wörter sind lexikalisiert, d.h. selbständige Begriffe und nicht (mehr) eine Verkleinerung.
Ein seit langem lexikalisierter Begriff im Deutschen ist z.B. Mädchen. Aus dem altdeutschen Magad oder Magath (für kleine, junge Frau) wurde über das mittelhochdeutsche Diminutiv Mägedelin unser heutiges Mädchen.
Im Englischen kommen Diminutive zwar vor, haben aber keine besondere strukturelle Bedeutung. Die gängigsten Diminutiv-Endungen sind -y, –ie oder –let, z.B. doggy (kleiner Hund), Susie (Kosename von Susan) und booklet (kleines Buch). Sie werden im modernen Englisch aber meist als umgangssprachliche Kose- oder Spitznamen verwendet anstatt wirklich eine Verkleinerung auszudrücken. Sie spielen eine eher untergeordnete Rolle, während in den romanischen Sprachen Diminutive äußerst beliebt sind, wobei es im modernen Französisch aber kein direktes Pendant zu den italienischen und portugiesischen Diminutiv-Endungen gibt.
Obwohl es die Diminutivbildung mit der Endung -ette gibt, wie beispielsweise fillette (kleines Mädchen) oder maisonnette (Häuschen), trifft man auf diese Form der Diminutivbildung heutzutage nur noch selten. Sie findet sich aber immer noch in Eigennamen, Kose- und Spitznamen. Und so ist auch Choupette, der Name der Katze von Karl Lagerfeld (siehe Lektion 11), ein Diminutiv nach traditionellem Muster. Der Ursprung des Namens ist wohl das französische Wort chou, was übersetzt Kohlkopf und umgangssprachlich Schatz bedeutet, so dass sich Choupette mit Kohlköpfchen oder Schätzchen übersetzen lässt.
Im heutigen Sprachgebrauch nutzt man zur Verkleinerung und Verniedlichung vor allem Adjektive, d.h. petit/petite (klein), z.B. un petit chien (ein kleiner Hund) und une petite maison (ein kleines Haus).
Ein verselbständigter Begriff ist z.B. sandalette (= leichte Sandale, von sandale = Sandale). So wie Sandalette haben einige auf diese Weise gebildete Begriffe auch Eingang ins Deutsche gefunden, z.B. dtsch. Zigarette (von cigar – cigarette). Auch das allseits bekannte Baguette ist ein Diminutiv von lat. baculum für Stock oder Stab und bezieht sich auf die lange, schlanke Form.
Diminutive sind sehr gebräuchlich, besonders als Kosenamen und liebevoll gemeint, aber manchmal auch scherzhaft oder ironisch. Die typischen Endungen lauten -ino/-ina oder -etto/etta und gelegentlich auch -ello/-ella: z.B. Annina (von Anna), Nicoletta (von Nicola), Giulietto (von Guilio) oder Antonello (von Antonio). Seltener sind -accio oder -uccio: z.B. Antonaccio (von Antonio) und Matteuccio (von Matteo).
Lexikalisierte Begriffe sind u.a. spaghettini (besonders feine, dünne Spaghetti), violoncello (kleine Violone) und piazzetta (kleiner Platz, von piazza).
Diminutive sind weit verbreitet und werden vor allem in der Umgangssprache verniedlichend, scherzhaft oder ironisch sowie als Steigerung gebraucht. Die typische Endung lautet -inho/-inha,
–sinho/-sinha oder -zinho/-zinha, z.B. cafézinho (von café), bolinha (von bola Ball) oder bolinho (von bolo Kuchen).
Daneben gibt es auch -ito/-ita, das etwas flotter klingt als -inho/-inha und teilweise alternativ verwendet wird, z.B. bébésinho/bébésinha oder bébésito/bébésita statt bébé (Baby).
Diminutive werden jedoch auch bei Adjektiven oder Adverbien benutzt, was aber nur schwer ins Deutsche zu übersetzen ist, z.B. pequeninho oder pequenito (von pequeno (klein).
Verselbständigte Begriffe sind z.B. adeusinho (tschüss, von adeus), obrigadinho (dankeschön, von obrigado), casinha (Häuschen, von casa) und pãozinho (Brötchen, von pão).
Diminutivbildung in den Sprachen D F I P
Pferd Pferd cheval cavallo cavalo
Pferdchen petit cheval cavallino cavalinho
A Francesinha
In den 50er Jahren kehrt ein Gastwirt aus Frankreich zurück nach Porto und kreiert eines der bekanntesten Gerichte Portugals: die Francesinha (= kleine Französin). Das Besondere ist die spezielle Soße nach einem sorgsam gehüteten Rezept. Man kann die Soße heutzutage jedoch auch im Supermarkt kaufen, nach welchem Rezept auch immer. 🙂
Eine Francesinha hat sieben Bestandteile: eine Scheibe Toast, ein kleines Steak, eine Scheibe chouriço (Wurst), eine Scheibe Toast, eine Scheibe Käse, ein Spiegelei und obendrauf viel Soße (von unten nach oben). Sie wird typischerweise mit Pommes Frites serviert.